Up's & Down's während des Malens - Wie gehe ich damit um?

by - September 13, 2020

aka "Wie komme ich mit der "ugly stage" zurecht?

Ich stelle heute mal eine Behauptung auf: Jeder Künstler hatte schon mal das Gefühl, dass die eigenen Bilder nicht schön sind.
("Und? Gefällt dir dein Bild bisher?" - "Nein!")

Klingt dramatisch und vielleicht hat dieses Gefühl auch nur ganz kurz angehalten, aber es ist definitiv da - diese Zweifel, wenn das Bild sich in der "ugly stage" befindet. Was ist die "ugly stage"? Ich bezeichne meine Bilder immer so, wenn sie gerade mitten in dem Stadium sind, in dem sie einfach unschön aussehen. Unschön, unfertig, noch weit ab von meinen eigentlichen Vorstellungen.
Aber dieses Stadium ist für mich ganz besonders wertvoll und ich mache auch oft Fotos von der "ugly stage", denn sie hilft mir, meinen Wert und mein Können zu erkennen.
Ultimativ kann ich dadurch entdecken, dass aus etwas, was gerad
e nicht exakt meiner Erwartung entspricht, etwas Wunderschönes werden kann - wenn ich dann nur ein kleines bisschen Geduld habe und weitermale. :)




Und genau das sind im Prinzip auch zwei meiner fünf Tipps, wie ich mit Down's während der Malerei umgehe:

  • Einfach weitermachen: Ist nicht immer so einfach, ich weiß. Es fällt auch mir manchmal schwer, wenn das Bild sich gerade in eine Richtung entwickelt, die mir einfach nicht zusagt. Aber so oft ist aus einem 'Fail' doch noch ein 'Success' geworden. Genau das motiviert mich oft, die "ugly stage" zu überwinden und weiterzumalen, denn ich weiß, dass dieses Stadium nur temporär ist. Danach entwickelt sich daraus was ganz Schönes.
  • Zwischenzeitlich Fotos machen: Wie oben schon erwähnt hilft es mir sehr, wenn ich ab und zu während des Malprozesses Fotos meiner Bilder mache. So kann ich am Ende sehen, wie aus der anfänglichen Skizze ein kleines Kunstwerk geworden ist. Manchmal bastele ich daraus auch digitale Collagen o. Ä. Das macht es einem noch bewusster und man kann es sich immer wieder anschauen.
  • Auch mal abbrechen: Mach doch zwischendurch einfach mal eine Pause. Zwinge dich nicht, ein Bild zum Zeitpunkt X zu beenden, wenn du es wirklich nicht fühlst. Malen soll doch hauptsächlich auch Spaß machen, also fange ein neues Bild an und wende dich dem alten wieder zu, wenn du dich bereit fühlst. Bei mir sind das manchmal Tage, manchmal Wochen, manchmal Monate, bis ich an der abgebrochenen Leinwand wieder weitermale. Setz' dich nicht unter Druck, wenn du nicht musst.
  • Ganz drastisch - auch mal komplett wegwerfen: Manchmal bringt alles nichts - man muss ein Bild auch mal wegwerfen, wenn man damit überhaupt nichts mehr anfangen kann. "Wegwerfen" heißt bei mir meistens, das Bild ewig in die Ecke zu stellen und ggf. nie mehr anzufassen oder sogar es zu übermalen. Das heißt, die Leinwand wird dann mit Acrylfarbe und/oder Gesso neu grundiert und ist dann bereit dafür, etwas neues wundervolles darauf entstehen zu lassen.
  • Die Up's so sehr feiern, dass die Down's gar nicht so schlimm sind: In Momenten, in denen mir die 'ugly stage' so sehr bewusst wird, dass ich genervt bin, pausiere ich das Bild kurz, gehe in mein Atelierzimmer und schaue mir all die schönen Bilder an, die schon aus meiner Hand entstanden sind. Man muss sich und seine Kunst auch mal selber feiern! Wer, wenn nicht man selber? ;) Das hilft mir enorm, mich und meine Kunst wertzuschätzen, sodass es mir viel leichter fällt, die Down's zu akzeptieren und dann auch irgendwann zu überwinden.
Als Künstler muss uns allen glaube ich bewusst werden, dass die Reise der Entstehung eines Kunstwerkes nicht immer linear bleibt (oder sogar exponentiell nach oben geht - was für eine Wunschvorstellung), sondern voll von Up's und Down's ist - und das ist gut so!
Versuche mal, dankbar für diese Reise zu sein, denn während des Malens lernst du auch aus Tiefs so unfassbar viel - und sei es nur, weil du versuchst, die Misere zu retten, die der Pinsel da gerade verbrochen hat. ;)
Und wenn du das Bild dann "retten" kannst, kannst du umso mehr Stolz auf dich sein! Klopf dir dafür also auch ruhig mal auf die Schulter.

Schreib mir gern, wie du mit deinen Tiefs umgehst - ich bin sehr gespannt!

Liebste Grüße
Natalie

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